14.11.2006 SUSANNE ZIMMERMANN
Ein verblüffendes Schauspiel: Unterschriftensammlungen, ein voller Saal, empörte Bürger - das hat keinen Einfluss auf die Entscheidung der Mehrheit. Den räumen die Meinungsmacher der CDU und ihre FDP-Gefolgsleute allein den Mobilfunkkonzernen ein. Sie sollen bestimmen, was sie für wirtschaftlich halten - und welchen Schutz vor Strahlung sie denn zugestehen möchten. Wie kann es zu einem derartigen Einfluss der Kommunikationsriesen kommen? Dabei will niemand den Mobilfunk aus Erkrath verbannen. Auch einige derjenigen, die vernünftigen Schutz fordern, griffen nach der Sitzung zum Handy. Sie wollen kanalisieren, nicht verhindern.
Statt zuzugeben, dass sie - aus Gründen, die nur sie selbst kennen - Wirtschaftsmacht vor Bürgersorge setzen, gaben sich CDU-Politiker dumm: 100-Meter-Abstände zwischen Antenne und Schule sind für sie ein Evangelium. Egal ob ihnen ein Experte gegenüber sitzt der sagt, der strahlungsintensivste Radius liege zwischen 100 und 250 Metern. Warum? Nun, die Betreiber haben diesem 100-Meter-Radius zugestimmt. Da muss er ja korrekt sein.
Erstaunlich auch die Behauptung Rohdens, der geplante UMTS-Mast am S-Bahnhof Millrath sei vom Ausschuss auf zehn Meter begrenzt worden, um die Strahlung zu minimieren: Er wurde begrenzt, um die Antenne per Baurecht zu verhindern. Rohden kann das nicht vergessen haben, er war dabei.
Ein Bürgerbegehren scheint die einzige Möglichkeit zu sein, diese Komödie zu beenden. Auf seinen Ausgang haben Mobilfunkbetreiber, wie mächtig auch immer, kaum einen Einfluss.